Johann Nikolaus Wolff (1770-1847)
Rheinische Post
Westdeutsche Zeitung
Johann Nikolaus Wolff (04.02.1770 – 13.12.1847)
Johann Nikolaus Wolff wurde am 04.02.1770 in Heldritt bei Coburg als Sohn eines Müllers geboren. Ersten musikalischen Unterricht erhielt er von einem Mitglied der herzoglichen Kapelle Hildburgshausen, danach bei Johann Nikolaus Forkel in Meeder bei Coburg. Im Jahre 1791 immatrikulierte er an der Universität Göttingen im Fach Freie Künste und Musik.
Wolff gilt als einer der letzten Vertreter der Bachschen Schule gemäß dem Orgelspiel des Organisten Johann Christian Kittel, bei dem er auch Unterricht nahm. Nach seinem Studium ging Wolff 1794 nach Frankreich (Montjoie) als Musiklehrer. Da er befürchtete, in die Armee eingezogen zu werden, kam er 1798 nach Deutschland zurück und heiratete 1800 Elizabeth Felser.
1802 folgte Wolff einem Ruf nach Krefeld als Leiter der dortigen Konzerte. Zu diesem Zeitpunkt war in Krefeld das Musikleben eher privat und wenig öffentlich. Es gab lediglich den Krefelder Singverein, dessen Leitung Wolff dann übernahm. 1809 gründete Wolff dann den Instrumentalverein Concordia, so dass ab diesem Zeitraum Chor und Orchester in Krefeld vorhanden war.
Wolff baute das Musikleben in Krefeld neu auf. Er gründete die Abonnementskonzerte (ca. 6-10 Konzerte in den Wintermonaten). Er verkaufte die Konzertkarten in seiner Wohnung und veröffentlichte die Termine (erstmalig 1812) im "Krefelder Intelligenzblatt".
In dieser Zeitschrift deklariert Wolff 1812: "Zum wiederholten Male spielen wir das Lied von der Glocke von Schiller."
Diese Komposition von Romberg gehörte zu seinen Lieblingswerken. Wie er überhaupt Chorwerke bevorzugte und deshalb weder Schubert noch Schumann von ihm aufgeführt wurden.
Seine Söhne Konrad und Karl sowie seine Töchter Karoline, Johanna und Amalie spielten häufig bei den Konzerten mit. Wolff führte Beethoven in Krefeld ein und führte die ersten 8 Sinfonien sowie einige Klavierkonzerte auf. Über seinen Schwiegersohn – Wilhelm von Beckerath, einem großen Förderer und finanziellen Unterstützer von Wolff – lernte er in dessen Haus Felix Mendelssohn Bartholdy kennen, mit dem er später befreundet war.
Wolff gründete 1839 die Gesangschule für junge Mädchen, war Organist der Mennonitenkirche in Krefeld und soll auch ein hervorragender Musiklehrer gewesen sein.
Man kann Wolff auch als Musikmanager sehen. Er führte die großen Chorwerke wie Händels Messias, Haydns Schöpfung und Mozarts Requiem, Mendelsohns Paulus und Webers Freischütz auf.
Um diese Werke überhaupt aufführen zu können, musste Wolff Chor und Orchester immer wieder neu zusammenstellen, häufig mit Unterstützung seiner Kinder.
Wolff holte Franz Liszt zu einem Konzert nach Krefeld (Oktober 1841) und organisierte den Kartenverkauf aus seiner Wohnung heraus. Die Karte kostete 1 Thaler – in Relation dazu: Wolff erhielt als Organist der Mennonitenkirche 90 Thaler im Monat.
Im Jahre 1846 gab es ein letztes Konzert unter der Leitung von Wolff. Nach seinem Tod endeten auch die Abonnementkonzerte. 7 Jahre nach seinem Tod gab es noch keinen neuen Musikdirektor in Krefeld. In einem Nachruf auf Wolff heißt es, "er sei der Vater des Krefelder Musiklebens gewesen, die Seele der Concordia, ein geborener Musiklehrer, der die Kunst in der Kunst erlebte."
Wolff hat nur ein Musikstück komponiert: "Thema und 15 Variationen" für Klavier, das er dem Concordia Musikverein widmete. Vermutlich komponierte er dieses Musikstück 1809 bzw. 1810. Es handelt sich dabei wohl um die älteste Tondichtung eines Krefelder Künstlers. Es ist nicht bekannt, ob dieses Musikstück jemals öffentlich gespielt wurde.
So gesehen könnte die Einspielung durch den Pianisten Michael van Krücker eine Art Uraufführung bedeuten.
In einer Rezension der "Rheinischen Landeszeitung" von 1935 heißt es: "Die Variationen erinnern in ihrer technischen Arbeit und ihrem speziellen Aufbau an ähnliche Kompositionen von Haydn und Mozart oder an Jugendwerke von Beethoven.
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